Shit happens - einfach dumm gelaufen
So kann´s gehen! Ich muss vorwegschicken, dass einfach alles zu schnell ging, damals, in den Anfangstagen. Die Absicht, wieder eine Modellbahn aufzubauen, war ja schon da. Bereits im Sommer hatte ich nach vielen Plänen auf Papier das erste Mal ein paar Gleise und Weichen auf dem Wohnzimmerteppich zusammen gesteckt, die Ideen für die verschiedenen Räume 1:1 überprüft. Aber dann überschlug sich alles. Die ersten Maßnahmen zur Beherrschung der Pandemie machten das Einkaufen schwierig, denn der Unterbau stand natürlich im Vordergrund. Holz nur per Vorbestellung im Baumarkt, alles nicht optimal, aber machbar.
Parallel musste ich mich in die völlig neue Materie der digitalen Steuerung einarbeiten - ohne die Hilfe aus den Foren hätte ich das nicht so schnell geschafft. Denn mit dem Beginn des Gleisbaus mussten ja erste wichtige Entscheidungen getroffen werden. Trennstellen - brauche ich die noch? Zum Glück habe ich mich da nicht durch die Anfangs-Euphorie (alles EIN Stromkreis - wie gut ist das denn?) beirren lassen und genügend Isolierschienenverbinder eingebaut, um damit später alle denkbaren Schaltungen realisieren zu können. Aus dem Blick geriet dabei ein wenig das rollende Material. Denn beim Verlegen der Gleise waren natürlich alle möglichen Fahrzeuge wichtig: Zwei- und Dreiachser, maßstäblich lange D-Zugwagen, Loks mit Vorlaufachsen und und und. Die Gleislage muss ja beim Bau ständig überprüft werden. Zudem hatte ich noch ein paar alte Wagen aus der Zeit, als Fleischmann im Maßstab 1:82 baute und ich fühlte mich eigentlich auf der sicheren Seite was den nötigen Freiraum rechts und links und über den Gleisen anging.
Aber ich hatte mich getäuscht! An dieser Stelle, an der Überwerfung, da wo das Gleis unter den Bahnhof führt - dort habe ich einen kapitalen Bock geschossen. Diese Überwerfungen sind hier bei uns im Ruhrgebiet häufig und natürlich wollte ich eine solche Situation möglichst realistisch darstellen. Die Enge, der oftmals geringe Abstand zu den großen langen Mauerflächen, die massiven Decken - das alles sollte richtig gut ´rüberkommen.
Und das hat ja auch geklappt. Die Züge fahren haarscharf an den Mauern vorbei, so wie in der Realität, wo man früher echt Schiss hatte, die Hand aus dem Fenster zu halten. Damals ließen sich ja die Wagenfenster noch richtig öffnen. Auch die langen D-Zugwagen kamen ohne Probleme durch - alles gut. Und Höhenprobleme gab es keine, selbst die alten Preußen mit den hohen Schloten passten prima durch das Portal.
Als ich dann an die Signale ging, musste hier natürlich der klassische Signalkorb hin. Zu der Zeit nirgendwo lieferbar, also habe ich einfach eines der Viessmann-Signale kastriert und nur den oberen Teil an die Wand gebaut - Hauptsignal mit Vorsignal darunter. Während der Signalkorb des Vorsignals beim unteren Portal durch den Mauerbogen weit zurück lag, ragte es beim oberen Portal doch verdammt weit in Richtung Gleis.
Auch das typisch für viele Situationen in der Realität: ganz schön knapp! Natürlich war der Signaleinbau begleitet von vielen Testfahrten - aber alles war prima. Niemand eckte an, alles kam gut daran vorbei. Jedenfalls alles das, was damals in Timmerbruch fuhr.
Aber dann kamen die Selbstentladewagen. Natürlich wollte ich einen solchen Zug auf der Anlage haben und als auf einer Modellbahnbörse fünf Wagen zu einem guten Kurs angeboten wurden, habe ich die sofort gekauft. Obwohl die Verpackung schon älteren Datums war und die Wagen von Fleischmann waren. Denn während es bei normalen Tunnelportalen keine Probleme gab...
...blieben die Wagen mit ihrer Ladung bei der Einfahrt in die Unterwerfung hängen. Es waren nur ein paar Millimeter, aber die Beladung war fest mit dem Fahrzeug verklebt, die ließ sich nicht ohne Beschädigung lösen.
Kein Durchkommen mit der Ladung - die fest verklebt war
Vielleicht war nur die Beladung zu hoch, denn mit Kohlen oder Koks konnten die Wagen ja sehr hoch beladen werden, anders als mit Erz - da war wegen der höheren Dichte ja von außen nichts vom Inhalt der Wagen zu sehen. Vielleicht stammmten die Wagen aber auch noch aus der 1:82 oder 1:85-Zeit der Fleischmänner - mit den später angeschafften BRAWA-Wagen gab es jedenfalls keine Probleme. Wie dem auch sei: diese Wagen kamen nicht durch die Überwerfung und ich habe mich dann schweren Herzens wieder von ihnen getrennt. Aber es kam noch dicker!
Als ich eine ROCO 03.10 kaufte, wäre die von der Höhe zwar gut durchgekommen, aber der lange Kessel erforderte im Bereich der Biegung genügend Platz zum Ausschwenken und das Windleitblech wäre am Vorsignalkorb entlag geschrammt. Weder für das Signal noch für die Lok ein guter Zustand. Da diese ohnehin einen Decoder-Defekt hatte und ein Ersatz nicht zu bekommen war, musste ich die wunderschöne Maschine zurückgeben.
Auf jeden Fall stand jetzt für mich fest: die Überwerfung muss überarbeitet werden. Problem dabei war das Viessmann-Signal. Ich hatte die Kabel durch eine Bohrung in der Gips-Mauer gezogen und verklebt, da nur so das Signal fixiert werden konnte. War ja schließlich nicht dafür gedacht, an einer Wand zu hängen. Würde ich das Kabel schadlos aus der Wand ziehen können?
Immerhin das klappte schon mal und dann wurde - VOSICHTIG, SEHR VORSICHTIG - die Mauer bearbeitet, um das Signal ein paar Millimeter zurücksetzen zu können. Eine echte Fummelarbeit, denn jeder Ausrutscher in Richtung Kabel hätte bedeutet, dass das teure Signal ein Fall für die Bastelkiste geworden wäre.
Aber die ganze Aktion klappte! Anschließend wurde die Decke noch etwas befeilt, auch wieder mit der ständigen Gefahr, dass der spröde Gips Risse bekommen könnte - doch auch diese Arbeit konnte ich erfolgreich abschließen. Nach der farblichen Nachbehandlung...
...sieht es nun so aus wie ganz oben im großen Foto zu sehen - Platz genug auch für besonders hohe Fahrzeuge und auch langkesselige Dampfloks haben hier in der Kurve keine Probleme. Nur eine 03.10 - die fehlt mir bis heute. Aber man kann ja auch nicht alles haben....
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