
Die Katze auf dem heißen Blechdach...
Irgendwie hat es mich in den Fingern gejuckt, als ich die Wellblechbude für meine Rangierer aufgestellt habe. Auf das Blechdach - da gehört doch eine Katze drauf. Den Skandalfilm aus den 50ern habe ich nie gesehen, der Titel aber war mir irgendwie im Kopf. Und so tapst da jetzt ein schwarzer Kater über das Dach, die Sonne scheint und der Stubentiger dürfte schon ganz schön warme Pfötchen bekommen haben. Es macht nicht viel her, kaum jemand bemerkt es und so gehört dieses Detail zu den vielen kleinen Stellen auf der Anlage, wo mich die Phantasie geritten hat. Oder der Wahnsinn. Wo ich Dinge realisiert habe, die eigentlich ohne jede Konsequenz auf das "Gesamtkunstwerk" sind. Die aber da sind und die bei manchen Besuchern zu kundigem Schmunzeln führen, Stellen, die ich zur Katzen-Kategorie zähle. ..

Dazu gehört sicher die Wandergruppe auf dem Schorveskopf, jener steinigen Erhebung westlich des Bahnhofes. Mit ihr wollte ich auf dem felsig-grauen Gipfel einfach einen Farbtupfer platzieren. Eine kleine Auflockerung im eintönigen grau-grün-grau des Randgebirges.

Oder der Staplerfahrer, dem da gerade die Kiste von der Gabel springt...

...oder der Disput an der Ladestraße, wo es im Moment einen Anschiss vom Lademeister gibt - die Bohlen liegen hier völlig falsch und müssen wieder weg!

Auch die Szene mit den hart arbeitenden Männern im Hafen gehört in diese Reihe. Allerdings: die Gleisarbeiter-Rotte hat letztlich eine Alibi-Funktion, denn da ich die Schwenkbühne analog bediene, kann sie nur zwei Punkte anfahren. Der mittlere Gleisanschluss ist also mit der Segment-Drehscheibe nicht zu bedienen - blöd für die Bahnmenschen, denn nun müssen sie im ohnehin viel zu kleinen Hafenbahnhof sehen, wie sie ohne dieses Umfahrgleis klar kommen.

Bestimmt aber gehören die Details rund um unser Haus auch in die Katzen-Kategorie, die Original-Fotos der Innenräume, die Figuren in den einzelnen Räumen, die kleinen Szenen wie etwa die Badewanne, in der gerade ein Kind abgeschrubbt wird oder die Küche, in der mein jüngster Enkel mal wieder gegen jedes Protokoll statt am Tisch zu sitzen auf der halbhohen Mauer dahinter lagert. Details, Einzelheiten, Szenen, die nur wenigen Betrachtern auffallen und mit denen ich mir dennoch viel Arbeit gemacht habe.

Auch beim international tätigen Bierverlag Reichlich habe ich mir Mühe gegeben. Die bieten Kneipentouren durch die Altstadt an, die am späten Abend mit einer Bierverkostung in der eigenen Location enden, oft erst am SEHR späten Abend. Legendär diese Feten. Vor allem, wenn der alte Reichlich dann noch selbst in die Tasten greift und es so richtig grooven lässt.

Bierverkostung im Partysaal bei Reichlich - so sieht es vom Anlagenrand aus, 50cm Entfernung
Es gibt eine Bar, links, sogar mit Zapfanlage und Zapfhähnen, die selbst mit meiner feinsten Pinzette kaum zu greifen waren. Eigentlich wollte ich da noch den legendären Steinway-Flügel einbauen, der war leider gerade nicht lieferbar (gibt´s tatsächlich) - aber ich werde drauf verzichten. Man sieht es von außen nicht wirklich. Was man erkennt, ist angedeutetes Leben. Dazu trägt auch die warme Beleuchtung bei, die bei der eher kalten Lichtstimmung im Umfeld sofort ins Auge fällt. Ich habe Barhocker zusammengeklebt, Reagle aufgestellt, Gläser auf die Theke geklebt...

...und die passenden Figuren eingebaut. Aber um das zu erkennen, muss man schon sehr nahe an das Gebäude gehen, sonst ist der Effekt gleich Null. Just for fun, ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß!

Auch die Diskussion im Stellwerk gehört zu den Katzen-Momenten. An der Rundung identifiziert der Kenner das Stellwerk Ottbergen. In der Tat, eine kleine Verbeugung an diesen Sehnsuchtsort der letzten Dampflokjahre und auch an die Modellbundesbahn, die ja Ottbergen als Thema hat. Aber ansonsten ist die Inneneinrichtung spartanisch, bei vielen Gebäuden oft nur ein Fotodruck an der Wand.

Natürlich betrifft das sämtliche Innenraumgestaltungen. Da werden ja heute Möbel und andere Einrichtungsgegenstände von mehreren Anbieter offeriert. Ich verwende bei Innenräumen passende Ausdrucke von Innenraum-Fotos, aus dem Internet oder - im Falle unseres eigenen Hauses - Originalfotos. Die klebe ich auf die Innenwände und je nach möglicher Einblick-Richtung gibt es dann ein paar Einrichtungsgegenstände und - natürlich - die entsprechende Beleuchtung. Figuren komplettieren das Arrangement. Mehr kann man ohnehin nicht sehen.

Nochmal die Bw-Verwaltung: nur durch die Fensterseite rechts ist ein Einblick möglich
Hier und da hat es eben dann doch richtig Spaß gemacht, etwa mehr ins Detail zu gehen. So wird an der Saurier-Ausgrabung - Idee meiner Enkel - gerade der Indiana Jones von Timmerbruch interviewt. Wer macht das Interview? Hagen von Ortloff, der gebürtige Zwickauer mit der imposanten Stirnpartie wurde bekannt durch seine legendären Eisenbahn-Filme.

Oder die Kollegen Eisenbahnfotografen, die an einer Überwerfung auf den nächsten Zug warten. Stunden habe ich in ähnlicher Mission an den Bahnstrecken der Republik verbracht, die schwere Fototasche auf der Schulter und das 300er Tele, das 125er Porträtobjektiv und das 28er Weitwinkel immer im direkten Zugriff. War mir wichtig, der Foto-Fraktion unter den Eisenbahnfreunden hier ein Denkmal zu setzen. Einfahrt und Signal übrigens noch vor der Überarbeitung, davon etwas später unter dem Titel Shit happens!

In einigen Büros wird heftig gearbeitet, man kann also schon eine Menge entdecken.

Bürobetrieb im Tanklager direkt an der Anlagenkante
Und wer seinen Spaß an solchen Szenen hat, der soll ihn eben halt ausleben. Jeder muss seine eigenen Prioritäten setzen oder wie es weiland der Alte Fritz kund tat: Jeder (und jede - füge ich mal hinzu) soll nach seiner/ihrer Façon seelig werden. Dass allerdings die Schafherde an Shaun das Schaf erinnert - sogar der dicke Vielfraß ist dabei - ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Das kann ich wieder nur durch Blick auf meine Enkel begründen und damit auch entschuldigen. Musste sein, DA kann ich nix für!

Genau so wie für die beiden Einhörner, die hier auf den Weiden ihr Unwesen treiben. Dafür habe ich meine beiden besten Pferde geopfert und die beiden Kurzen haben denen selbst ein gaaanz dünnes Loch in die Birne gebohrt für das Horn, das eine. So ganz nebenbei haben sie dafür ein Stiftenklöbchen als sinnvolles Werkzeug kennen gelernt. Immerhin wird die Spezies "Einhorn" ja bereits von Aristoteles beschrieben - dass unsere Wissenschaft bis heute die Existenz nicht nachweisen kann, stellt den Damen und Herren ein richtig schlechtes Zeugnis aus. In Timmerbruch jedenfalls kann man sie sehen - manchmal, manchmal nur bei Vollmond, manchmal nur wenn Mars und Jupiter - ach egal, hier ist eines der wenigen Zufalls-Fotos vom Unicorn.
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