Das Konzept ist eine Legende
Braucht eine Modellbahn etwa ein Konzept? Na klar, denn das "Modell" bezieht sich ja nicht nur auf Fahrzeuge, die ihren Vorbildern entsprechend nachgebildet wurden, es bezieht sich ja auch auf das, was damit passiert. Und eine Modellbahn braucht unbedingt eine Legende, sollen die vielfältigen und oft widersprüchlichen Wünsche und Vorstellungen des Erbauers glaubwürdig erklärt werden.
Bau und Betrieb ohne Planung, ohne Konzept - wie sollte das gehen?
Blicken wir also in die Geschichtsbücher, weit zurück, lang lang ist´s her - wie war das in Timmerbruch? In der guten alten Zeit? Da gab es schon in grauer Vorzeit eine eingleise Hauptbahn von Jepperode über Timmerbruch nach Kalletal. Früher. Die Legende dazu: früher heißt, bevor die Wehrmacht zum Erlangen des Endsieges auf ihrem Rückzug den Nero-Befehl des GröFaZ umsetzte und die große Timmerbrücke einen Kilometer weiter sprengte. Sie wurde nie wieder aufgebaut, denn die kleinere Brücke der Nebenbahn nach Jontorf widersetzte sich den Sprengversuchen des Heimatsturms und blieb stehen. Feuchter Sprengstoff, Glück gehabt. Diese Nebenbahnstrecke mit Haltepunkt in Stauder Mühle wurde fortan als Verbindung in Richtung Kalletal genutzt. Wegen der seit den frühen 1900er Jahren fördernden Zechen in Jontorf hatte diese Strecke schon immer einen verstärkten Unterbau, so dass es keine Probleme gab, den Verkehr über Jontorf zu führen. Im Klartext: so kann ich mir guten Gewissens auf einem Teil der Strecken eine vereinfachte Signalisierung leisten und unbeschrankte Bahnübergänge (an denen geläutet und gepfiffen werden muss). Und natürlich stehen dort Formsignale. Nebenbahn-Romantik eben. Auf Modul V ist sie zu bewundern, diese Brücke, die sich der verbrecherischen Zerstörung der Infrastruktur widersetzen konnte. Aber das waren ja nur die kleineren Verbrechen der Nazis...
Ende im Gelände - aufgelassene Strecke nach Kalletal - manchmal als Ausziehgleis genutzt
Die Hauptbahn ist schon früh mit Lichtsignalen ausgerüstet worden. Ich habe mal in die Geschichtsbücher geschrieben, dass die gesamte Signalanlage von Strecke und Bahnhof abgängig war und sich eine Reparatur nicht mehr lohnte, daher gleich mit moderner Technik aufgerüstet wurde. Ich wollte unbedingt Lichtsignale im Bahnhof haben, die haben mich schon immer fasziniert. Auf jeden Fall ist dieses Timmerbruch ruhrgebietsnah verortet, dort wo der Pott ins Bergige übergeht, Beispiele dazu gibt es hier zu Hauf. So kann ich eine bewegte Landschaft (wichtig wegen nötiger Tunnel) gut mit ein wenig Industrieromantik verbinden. Ich als gelernter Ruhri fühle mich hier jedenfalls sauwohl. Is klar, woll?
Ausfahrsignale P1-P4 und P7 - P1 steht mal wieder schief...
Eine Stichstrecke führt in die Altstadt von Timmerbruch, die nach einer verheerenden Flut im frühen Mittelalter in einem engen, aber hochwassersicheren Nebental neu gebaut wurde. Sie hat dort alle Kriege unbeschadet überstanden und lockt durch ihre einmalige Bausubstanz Touristen aus aller Welt an. Daher ist diese Strecke bis heute in Betrieb. Sie darf aber wegen der starken Steigung nur mit talseitiger Lok befahren werden (Steilstreckenvorschrift), Dampfloks dürfen nur mit dem Schornstein voraus bergwärts fahren. Der kleine Bahnhof Altstadt ist kaum in der Lage, den modernen Verkehr abzuwickeln, zumal auch die örtliche Brauerei bedient werden muss. Fast täglich werden Sonder- oder Kurswagenwagen hoch in diese Perle der Baukultur geschoben, Rothenburg oder Quedlinburg etwa könnt ihr da ruhig vergessen, Timmerbruch ist älter, schöner, ursprünglicher. Wie die das dann technisch gemacht haben, wenn die V36 zum Einsatz kam - keine Ahnung, denn die Verbindung zum voraus laufenden Donnerbüchsen-Steuerwagen ging ja nicht durch den Kurswagen. Wahrscheinlich lief es so wie bei den Dampfloks: der Lokführer saß vorn im Befehlswagen am Führerbremsventil und hatte Funkverbindung zum 2. Mann auf der Lok. Ich weiß es nicht, aber so könnte es gewesen sein. Alle Fragen muss ich ja nun auch nicht beantworten, oder?
Wieder muss die V36 aushelfen - Kurswagen, Betriebsausflug in die Altstadt...
In Timmerbruch selbst müssen neben dem kleinen Hafen am Timmer-Seiten-Kanal (mit Chemiekalienwerk Dr. N) - auch eine Kühlhauskette sowie der deutschlandweit agierende Getränkegroßhandel Reichlich - Die ganze Welt des Bieres - bedient werden. Durch diesen Kunstgriff kann ich die vielen tollen Bierwagen einsetzen, die in meiner Kindheit zu den sieben Brauereien meiner Heimatstadt Dortmund rollten - die Modellbahnfirmen bieten hier ein riesiges Spektrum an, das musste ich einfach nutzen. Auch in Jontorf, malerisch am kleinen Flüsschen Staude gelegen, wird Bier gebraut, das berühmte Stauder - die Essener mögen mir verzeihen - aber so bekommen auch die tollen Wagen der Stauder-Brauerei hier eine Heimat. Leider ist auch dieses Jontorf "outside". Zudem gibt es in Timmerbruch das Tanklager der Firma Klett, deren Anschlussgleis allerdings auf freier Strecke liegt und nur durch Sperrfahrten bedient werden kann. Freilade- und Schuppengleise komplettieren die vielfältigen Arbeitsaufgaben, die Tag für Tag in Timmerbruch zu erledigen sind.
Getränke Reichlich - "Die ganze Welt des Bieres" - der Platzhirsch in Timmerbruch-Ost
Das Rangieren im Bahnhof ist durch den Gleisplan nicht einfach, die vielen Umbauten und Anpassungen in dem engen, dichtbebauten Tal haben ihn nicht unbedingt besser gemacht. Vor allem die Fokussierung auf das zentrale Gleis 1 in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass dieses Gleis bei vielen Aufgaben und Abläufen eine wichtige Rolle spielt - manchmal schwierig, zumal es auch als Durchgangsgleis genutzt wird, wenn etwa Umleiter wegen Überlastung anderer Strecken über Timmerbruch fahren müssen. Einmal soll sogar ein ausgewachsener TEE durch den Bahnhof gefahren sein, leider ohne Halt. DAS allerdings konnte ich trotz intensiver Recherche nicht verifizieren...
Diesen "Umleiter" kann ich mit Foto belegen: V188 mit schwerem Kohlenzug
Obwohl damals als Durchgangsbahnhof betrieben, gab es seit Länderbahnzeiten ein kleines Bw. Hier übernachteten in grauer Vorzeit die Dampfloks für die Steilstrecke (mit Riggenbach-Gegendruckbremse) und eine T3 für kleine Verschiebe-Arbeiten. Heute sind dort zwei Dieselloks stationiert (aktuell eine V36 und eine V60), die beide auch auf der Steilstrecke eingesetzt werden. Die sonst üblichen Triebwagen geraten nämlich schnell an ihre Grenzen, wenn etwa ein Kurs- oder Gesellschaftswagen mitgenommen oder die Brauerei bedient werden soll.
Die 55 gehört zusammen mit der 38 zu meinen Lieblingsbaureihen, beides echte Preußen
Nicht alles, was ihr oben gelesen habt, findet seine Entsprechung auf der Anlage. So führt das Gleis nach Timmebruch-Altstadt gleich in einen Tunnel, so dass die Steilstrecke und die absolut sehenswerte Altstadt "leider" nicht nachgebildet ist - tut mir extremst leid. Dafür aber läuft dieses Gleis hinter der Anlage weiter und endet in meinem "Fiddle-Yard für Arme" - das Werkstattgleis für Reinigungsarbeiten und zugleich auch mein Programmiergleis. Auf jeden Fall bieten die oben angenommenen Vorgaben zahlreiche Möglichkeiten für einen interessanten und manchmal anspruchsvollen Betrieb.
Hochbetrieb im Ausbesserungswerk - Programmier- und Werkstattgleis - Triebwagen-Rad-Pflege
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