Nachts sind alle Katzen grau*...

Tag oder Nacht? Eine schwierige Frage. Anfangs wollte ich durch die rigorose Festlegung des Dauertages in Timmerbruch allen Problemen und dem gigantischen Mehraufwand durch die Installation von Beleuchtungen im immobilen und mobilen Bereich entgehen. Letztlich bin ich dann doch schwach geworden, so dass auch "Timmerbruch bei Nacht" inzwischen seine Reize ausspielen kann. Wobei - ganz wichtig - die Fotos geben diese Reize nur unvollkommen wieder. Anders als das menschliche Auge bügelt die (fast) unbestechliche Kamera-Elektronik so ziemlich jede Romantik glatt. Ehrlich: in der Realität sieht das viel besser aus, trotz aller Mühen beim Fotografieren. Und es sieht so gut aus, dass ich meine Entscheidung proLicht nicht bereue. Obwohl sie eine Unmenge an Arbeit mit sich gebracht und viele Meter Kabel verschlungen hat. Sieht toll aus, auch Besucher brechen spontan in Begeisterung aus, standing ovations in begriffen.

*Zum Farbsehen werden im menschlichen Auge die Zapfen benötigt, diese sind nicht sehr lichtempfindlich, daher können wir ab einer bestimmten Helligkeit keine Farben mehr unterscheiden. Wir sehen dann nur noch Fifty Shades of Grey...

Wichtig beim "Nachtdesign" ist die Tatsache, zu helle Lichtquellen abzudimmen. Selbst die Beleuchtung eines Gleissperrsignals wirkt wie ein Scheinwerfer. Problem der Elektronik: nicht immer kann man LEDs durch größere Vorwiderstände dimmen, irgendwann schaltet sich die Elektronik eben ab. Da hilft dann nur die mechanische Verdunklung durch einen leichten Farbauftrag. Aber macht es bitte nicht so wie ich: besagte Gleisperrsignale habe ich mit Farbe abdunkeln wollen, dabei aber nicht bedacht, dass die trocknende Farbe auch die Mechanik verklebt. Lehrgeld eben, wie man in einem solchen Fall an eine leicht gelblich, schwach vor sich hinglimmende Lampe kommen soll - ich habe noch keine Lösung gefunden. Jedenfalls sieht die Ausfahrsignal-Gruppe in der westlichen Bahnhofsausfahrt klasse aus.


Ausfahrsignale P1 - P4 und P7 in Timmerbruch

Natürlich muss man schon bei der Auswahl der LEDs aufpassen. Kaltweiße Lampen passen zu einer Bahnhofshalle, vielleicht auch zu einem Güterbahnhof, keinesfalls aber zu den damals üblichen Straßenlaternen. Auch bei der Innenbeleuchtung sind eher warmweiße bis gelbe LEDs sinnvoll. Büroräume kann man dagegen gut mit kaltweißem Licht beleuchten, die sollen ja schließlich arbeiten, nicht einpennen.

Beim rollenden Material wird das Nachtdesign peu a peu in die Tat umgesetzt. Das Problem hier ist, dass das Abschalten der Beleuchtung irgendwie möglich sein muss. Ganz einfach geht das natürlich durch einen kleinen Decoder, aber hier merkt man sehr schnell, dass diese Elektronik extrem empfindlich auf Unterbrechungen reagiert. Während eine direkt an den Rädern oder Achsen angeschlossene Wagenbeleuchtung recht gut mit den üblichen Mikro-Unterbrechungen fertig wird und durchgehend leuchtet, flackert es in einem Decoder-gesteuerten Wagen wie in einer Disco. Lösung des Problems: kleiner Speicher oder - gerade bei 2-Achsern - eine Verbindung zum nächsten Wagen. Hier experimentere ich derzeit noch mit stromführenden Kupplungen oder Steckverbindungen.

Natürlich ist die Belechtung auf ein Kostenfaktor. Auf den Anlagen in meiner Kindheit gab es so gut wie keine Straßenlaternen - die waren einfach zu teuer. Ich hatte genau EINE Gittermastleuchte von Vollmer. In den Häuschen allerdings leuchteten die kleinen Glühlämpchen von Faller. Auch heute muss man für Laternen, Platz- und Straßenlampen eine Menge bezahlen - es sei denn, man kauft sie in etwas weniger stark detaillierter Form. Meine Quelle etwa ist Kokologgos Schatzkiste - da gibt es alles was der nach Erleuchtung suchende Modellbahner braucht. Etwas einfacher, aber immerhin oft in verschiedenen Lichtfarben. Von dort beziehe ich auch meine Schalter und anderen Elektronik-Krempel. Manchmal muss man die Teile noch bemalen, aber sie sind auf alle Fälle bestens geeignet. Auch beleuchtete Stand-Uhren, Wandlampen und -strahler sowie Spezialeffekte sind bei Silvio Hübsch im Angebot. Einfach mal stöbern!

Gesteuert wird die Beleuchtung über kleine Kippschalter vom Stellpult aus in 10 Gruppen, ein Hauptschalter kann alles Licht auf einen Schlag erlöschen lassen - in Spielpausen spart das Zeit. Auf den mobilen Modulen wird die Beleuchtung teilweise mitgeschaltet, einige Leuchten (etwa Lagerfeuer am Fluss, Baustellen-Strahler an der Ausgrabung oder aber auch der Kürbis im Erbstollen) werden durch Extra-Schalter aktiviert.

Durch Vorwiderstände habe ich die Beleuchtungsstärke weitgehend angepasst. Blöd ist die Tatsache, dass sich die kalte Lichtfarbe bei einigen Strahlern und auch in den "modernen" Nahverkehrswagen beim Fotografieren sehr in den Vordergrund drängt. Sieht auf den Fotos einfach mehr als unnatürlich aus, der Blauanteil ist eben eine physikalisch intensive und energiereiche Strahlung, das macht sich auf einem Foto unangenehm bemerkbar. Das menschliche Auge bzw. das nachgelagerte Hirn gleicht das dann an. Überhaupt Fotos: so richtig glücklich bin ich damit noch nicht. Auf alle Fälle versuche ich, durch möglichst kurze Belichtungszeiten das Übersteuern der Lichtquellen in den Griff zu bekommen, klappt manchmal gut, manchmal aber auch überhaupt nicht. Fazit: man muss es schon sehr lieben, wenn man sich den Aufwand mit der Beleuchtung antut - es ist aber auch einfach umwerfend schön. Lohnt sich, nicht nur für Nachteulen!

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