Modul III - das hässliche Entlein

Das kleine Modul III verbindet die ortsfesten Segmente I/II (Anschluss links im Bild, im Gleisplan D) mit dem ebenfalls ortsfesten Segment IV (rechts). Dazwischen liegt eine Tür, die eben überbrückt werden muss und die dann nur durch einen Bückling zu passieren ist. Links darüber ist das Ende des Programmier- und Werkstattgleises zu sehen, hinter der dunkelbraunen Absturzsicherung.


Leichtgewicht - Alu-Rahmen und Pappelsperrholz

Anfangs habe ich das Modul als einfache technische Verbindung gesehen und auch so gebaut, es sollte gar nicht landschaftlich gestaltet werden. Also solches hat es drei Jahre lang gute Dienste geleistet. Dann habe ich es wach geküsst, ich fand es einfach schade, dass hier die gestaltete Welt zu Ende war. So wurde es landschaftlich das letzte Modul, das ich gebaut habe.


Schnell gemacht damit es weiter geht

Da man die Züge hier wunderbar verfolgen konnte, habe ich noch einmal in die Hände gespuckt, es entstand der Plan, auch hier landschaftsgestalterisch tätig zu werden.


Vom Leichtgewicht ist nicht mehr viel übrig

Viel Platz gab es nicht und so war schnell klar, dass die anfangs angedachte Planung, hier ein Stück aufgelassenes Werksgelände etwa einer ehemaligen Zeche oder andere Gebäude nicht viel Sinn machen würden - alles müsste sehr gedrängt gebaut werden, um überhaupt eine irgendwie nachvollziehbare Gestaltung hinzubekommen. Zur Tür hin hätten dann - wieder - zweidimensionale Gebäudefronten einen Abschluss bilden müssen. Das alles hatte ich ja schon.

So war dann schnell klar, dass es eine Landschaft mit Bach werden sollte, ein Haltepunkt war als Bereicherung der Betriebsmöglichkeiten geplant, also musste auch eine Straße oder wenigstens ein Feldweg her. Der wiederum erfordert dann eine Brücke über den Bach. Problem: wie lässt man die Strecke nach links verschwinden? Noch einen Tunnel wollte ich hier nicht bauen. Und auch die Straße müsste ja irgendwie in der Ferne weiterlaufen ODER ihr Ende nicht sichtbar sein. Hier kann man sehen, was man nicht sehen soll: Straße - Bildmitte - und Bahnstrecke - links - verschwinden "um die Ecke" hinter einem Geländevorsprung, durch Bäume zusätzlich getarnt.

Aber wie lässt man einen Bach verschwinden? Bei Modul V habe ich das über einen großen See auf der Hintergrundkulisse versucht, aber hier? Letztlich endet der Bach an der Türzarge, sowieso ein blödes Konstrukt, da ich hier an die alte Hintergrundkulisse anschließen musste - und natürlich hatte ich kein passendes Anschluss-Stück mehr. Es war ja nicht vorgesehen, dass die Welt hier weiterging. Aber diese weiße Türzarge störte auf den Fotos ungemein.


Draufsicht - blöde Ecke im Modul für die Türzarge

Also habe ich erstmal ein "ähnliches" Stück Landschaft an die Kulisse angesetzt, auch dieser Ansatz muss noch etwas getarnt werden. Außerdem - leider - muss die Kante noch durch einen kleinen Holzwinkel gesichert werden. Und: es sieht doof aus, dass der Bach hier anscheinend aus einem Getreidefeld kommt...

Tarnen funktioniert hier nur mit Bäumen, ich denke da an tief herunterhängendes Laub. Trauerweiden wären toll, aber alles, was da gebastelt oder auch verkauft wird, selbst die hochpreisigen Handarbeitsmodelle, ist weit weit weg von der filigranen Baumkrone einer Trauerweide. Diese tausende wunderbar feiner Zweige, die meterlang herunterhängen - ich habe es sogar mit hauchdünnem Kupferplackdraht versucht - macht keinen Sinn. Ein Kollegen hat kürzlich stolz eine selbstgebaute Trauerweide im Internet vorgestellt. Aber ehrlich: wir haben auf unserem Grundstück zwei große Exemplare stehen - die Nachbildung kam der Eleganz dieser tollen Bäume nicht annähernd nahe. Also "Bäume", egal welche, ich brauche große Kronen.


Gerippe für die beiden Tarnkappen-Bäume

TADAAAA - so sieht´s jetzt aus: zwei große Bäume breiten ihre gigantischen Kronen über dem Bachbett aus. Man sieht weder den kleinen Fluss noch den verunglückten Anschluss an der Hintergrundkulisse. Nur die notwendige Holzleiste stört. Egal, buche ich auch unter "Kompromiss" ab...

Ein Bach - das war klar - braucht Kopfweiden und Schilfgürtel an seinen Ufern, außerdem muss dann irgendwo eine Möglichkeit zum Baden hin und natürlich auch eine Staustufe oder ähnliches.

Dass die badenden FKK-Jünger und (vor allem natürlich) die JüngerINNEN gleich großes Aufsehen erregen würden, konnte ich ja nicht ahnen. Zum Glück gab´s damals weder X (formely known as Twitter) noch facebook, sonst wären diese Bilder sicher viral gegangen. Ein passendes Auto fehlt mir noch, bestimmt sind diese langhaarigen Hippies - wir sind ja in der Epoche III - mit einer alten Ente angereist.

Für das idyllische Familienpicknick am Bach unter den Kopfweiden habe ich einen alten Brezelkäfer als angemessene Karosse gefunden. Ob der Traktor mit Holzanhänger hier trotz des geparkten Auots durchkommt wird man sehen. Notfalls muss Pappa dann mal kurz umparken. Mamas hatten zu der Zeit eher selten einen Führerschein.

Natürlich wird auch geangelt - auf der Brücke präsentiert man stolz den Fang. Angelutensilien fehlen noch, die haben ja immer Eimer, Kescher und anderes Equipment dabei.

Hier ist die Streckenführung über das ortsfeste Modul IV zum Segment III gut zu erkennen, eine geschwungene Schlängelkurve. Das sieht toll aus, wenn hier ein langer Güterzug durchfährt.


Blick von Modul IV in Richtung Modul III

Am Beispiel dieses Moduls möchte ich zeigen, wie ich die Landschaft auf den beweglichen Teilstücken hingebogen habe. Dort war die Verwendung von viel Gips aus Gewichtsgründen nicht möglich. Dieses Segment war zunächst als einfache Verbindung zwischen dem Hauptteil und Modul IV gedacht. Da ich die Gleise nicht mehr anfassen wollte, musste die Kork-Unterlage ein wenig in Richtung Bahndamm bearbeitet werden, eine Sache von wenigen Minuten.

Mit einfacher Dispersionsfarbe wurde nun zuerst einmal alles grundiert. Außerdem habe ich vorn links ein Stück Fläche "angeflickt" und da schon mal einen Ausschnitt für eine Staustufe gesägt.

Der Bachlauf ist schon fertig. Die Methode habe ich mir bei unserem schwedischen Kollegen Martin Tärnroth abgeschaut, der zeigt das in seinem Video-Tutorial (mit einem deutschen Sprecher, also leicht verständlich!) an dieser Stelle. Das ist einfach, leicht und dazu auch noch mehr als preiswert, ich habe alle Wasserflächen und zuletzt auch das Gelände nach dieser Klo-Papier-Methode angefertigt. Das zeige ich auch im Bautagebuch ab Seite 37 am Beispiel des Hafens. Erste Styrodur-Blöcke sind mit Heißkleber fixiert. Das geht schnell, zwar schmilzt etwas von dem Styrodur, am Ende aber hält das sehr gut und man kann schneller weiter arbeiten als wenn man einen Kleber benutzt, der abbinden muss. Auch das erste Stück Straße ist mit beschichteter Spanplatte (da war halt gerade ein passendes Stück zur Hand) aufgebracht. Genau wie das Gleis links muss auch die Straße möglichst unsichtbar wieder von der Fläche verschwinden, daher der Berg auf 11 Uhr.

Kurzer Blick aufs Wasser - Außenkurven dunkler, dort ist es tiefer, an den Innenkurven strömt es langsamer, da setzt sich alles ab, was der Bach so mitbringt und es bilden sich Sandbänke. Darum ist auch der Farbauftrag dort eher ins gräulich-bräunliche gehend.

Wenn das Geländeprofil grob mit Styrodur vorgeschnitzt ist, kommt einfach Klopapier oben drauf. Besser situierte Menschen können auch gerne WC-Papier nehmen - völlig egal. Sind größere Unebenheiten zu überbrücken, leisten Gazestücke (abgelaufene Erste-Hilfe-Kästen) gute Dienste, zusammen geknüllte Zeitungen tun es aber auch. Das Klopapier wird immer satt mit verdünntem Holzleim oder Latex* eingestrichen. Am Anfang zerfastert das Papier oft, aber in der 2. oder 3. Schicht gibt es dann eine geschlossene Decke...
*Gibt´s im Baumarkt, spottbillig im Vergleich zu den vielen Spezialklebern, eignet sich bestens zum Schottern (1:2 mit Wasser verdünnt plus etwas Spülmittel) und da es matt auftrocknet, kann es auch zum finalen Fixieren benutzt werden. Meine Universal-Klebe!

...so wie hier. Mit dem Pinsel werden einfache Strukturen hergestellt.

Nach dem Bemalen mit dünnflüssigen Acrylfarben: helles Ocker, grau, dunkelgrau wird einfach großzügig auf die jungfräuliche Landschaftshaut getupft, anschließend werden hier und da die Farben nass in nass ineinander vermalt, manchmal vorher ein Tröpfchen rot, grün oder blau mit dem Pinsel aufgenommen. Am Ende, wenn alles gut getrocknet ist, lasse ich schwarze Farbe in großer Verdünnung - wash - die Felsen hinunter laufen, hier und da hilft der Pinsel. Komplett bewachsene Flächen werden mit Umbra grundiert.

Alles bemalt, Straße weitergezogen, in der Bildmitte soll ein kleiner Haltepunkt entstehen. Weil das alles in der Kurve liegt, darf der Bahnsteig nicht höher sein als das Gleis. Ihr kennt das, bei R3 brauchen maßstäbliche Vierachser enorm viel Freiraum, wenn sie sich in die Kurve legen. Sieht scheiße aus, ist aber eben nicht zu ändern.

Jetzt kommt die Bodentextur aufs Gelände. Ich habe eine ganze Kollektion von Woodlands Turf, das wird jetzt in mehreren Arbeitsgängen aufgebracht. Am Ende soll außer den felsigen Bereichen alles ziemlich chaotisch grün-braun-grau bestreut sein. Vorn ist jetzt auch die Bachbrücke eingebaut, provisorisch. Wenn die Wellen und Strudel mit weißer Farbe gebürstet worden sind, soll noch einmal eine Schicht Lack aufgebracht werden - da würde die Brücke dann unnötig stören.

Perspektivwechsel - hier vorn verschwinden die Gleise aus dem gestalteten Bereich hin zum Anschluss an den Hauptteil der Anlage, im Gleisplan D. Da wird es also ein Schlupfloch in der Hintergrundkulisse geben müssen. Für diese sind die Halterungen schon montiert. Ich wollte die Kulisse erst auf die Tür tapezieren, aber ich fürchte, dort hätte sie nicht lange gehalten. Sieht man an den dort vorher angebrachten Fotos von Booten - manchmal wird die Tür mit der Schulter aufgedrückt, Dinge die man trägt kratzen an der Tür - nee, da habe ich dann beschlossen, die Kulisse direkt am Modul zu befestigen. Dadurch wird das ganze Teil zwar schwerer und unhandlicher, aber es ist die beste Lösung.

Nun ist schon begrast! Auch hier ganz konventionell: 2,4 und 7mm werden in verschiedenen Farbtönen immer wieder aufgeschossen, immer wieder neue Durchgänge. Dabei werden auch waagerechte Bereiche in den Felswänden mitbegrast, kleine grüne Stellen, dort eben, wo sich das Gras festkrallen konnte. Der "Gugelhupf" in der Mitte, nötig für das Wegtarnen des Feldweges, sieht saublöd aus. Aber das wird sich gleich ändern. 12mm-Fasern bringe ich nicht auf dem Gelände aus, die legen sich meistens. Vor allem, wenn man wegen der Geländesituation den Begraser nicht direkt über die Fläche halten kann sondern der Abstand etwas größer ist. Diese Krautzonen aus 12mm-Fasern begrase ich extern in langen Streifen auf Backpapier und klebe sie dann später an die entsprechenden Stellen. Das zeige ich im Bautagebuch auf Seite 36.

Nun fällt der Gugelhupf gar nicht mehr auf und hat sein Ziel dennoch erreicht: der Feldweg verschwindet praktisch "hinter dem Berg" und auch die Gleistrasse schraubt sich zwischen die beiden Erhebungen und verschwindet dann heimlich, still und leise hinter der Kulisse.

Auf jeden Fall haben die hier ihren Spaß - und das ist wichtig: Überlauf der Staude, knietiefes Wasser, sieht wild aus, aber man kann noch bequem stehen, das nutzen Petris Jünger natürlich aus.

Und der VT98 aus Jontorf hält in Stauder Mühle - der kurze Bahnsteig erlaubt keine längeren Züge, maximal zwei 2-Achser sind möglich. Für die Ausflügler reicht das...

...aber da hier morgens einige Landwirte Milchkannen für die Molkerei aufgeben und dazu eine Reihe von Schulkindern aus dem nahe gelegenen Örtchen Stauder Mühle zusteigen, muss das dann der VT75 mit angehängtem G-Wagen machen. Und wenn ich mir diese Fotos so anschauen, dann frage ich mich, wie ich überhaupt auf die Idee kommen konnte, hier nur ein schnödes Sperrholzbrett zu verbauen - soo schön finde ich dieses Modul inzwischen.

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