Das Bautagebuch - immer noch Hochbau...
Januar, Teil I
Meine Lieblingssäge, wenn´s schwierig wird. Es kommt ja immer mal wieder vor, dass man an Stellen sägen muss, die man eigentlich nicht mehr bearbeiten wollte. Weil etwas im Wege ist, weil man sonst einen Antrieb nicht montieren kann, weil es einfach anders gekommen ist als geplant. In solchen Fällen möchte man natürlich keine Kettensäge benutzen, da geht es um die Vermneidung von Kollateralschäden, um möglichst vibrations- und staubfreies sägen - alles Dinge der Unmöglichkeit. Aber man kann versuchen, dem Ideal nahe zu kommen. In Punkto Säge heißt das dann die Nutzung einer möglichst feinen Säge, optimal sind hier Metallsägen. Damit kann man sich auch durch Holz kämpfen, dauert zwar länger, geht aber dafür ganz leicht. In diese Konstruktion kann ein Metallsägeblatt eingespannt werden und man erhält dadurch praktisch eine Stichsäge. Habe ich mir mal für eine schwierige Operation an Bord der Tremonia gekauft. Auch an Bord gelten oft ähnliche Bedingungen wie auf einer Modellbahnanlage, eng, noch enger, dazu schmal und ringsherum alles sensible Teile, die möglichst nicht berührt werden sollten und die jede Berührung, zumal mit einer Säge, unverzeihlich finden.
Erste lockere Stellprobe an der "Überwerfung". Solche Kunstbauten aus Beton gibt es hier bei uns im Revier zu Hauf. Die vielen verschiedenen Strecken, Güterzuggleise, Anschlussbahnen zu großen Zechen- und Werksbahnhöfen, Hafenbahnen usw. haben solche Knoten notwendig gemacht, oft der reinste Schling-Schlang. Als ich damals bei den ersten Überlegungen zu einer Modellbahn die tollen Formen für verschiedene Arkaden von Spörle sah, war sofort klar: irgendwo auf der Anlage würde ein solches Bauwerk entstehen. Und hier ist es. Die untere Strecke ist schon seit 2020 fertig, aber die obere kann erst jetzt, nach Montage der Bahnhofsplatte, dazu kommen.
Das Zurechtsägen der Gips- und Keraflott-Teile geht recht zügig - und es ist eine echte Sauerei. Der Gipsstaub ist überall und ich bin froh, mit dem Werkstattraum im Keller eine Möglichkeit zu haben, dies fernab der Anlage tun zu können. Trotzdem ist auch hier Sauberkeit wichtig, sonst trägt man daa Gipspulver überall hin.
Wie schon geschrieben: feinzahnige Säge und diverse Feilen, dann wird passend gemacht, was sich nicht so richtig einbauen ließ. Und danach kann sich der Staubsauger austoben...
Geklebt wird mit Heißkleber, das sorgt für zügiges Vorankommen. Nur dort, wo das schnelle Justieren nicht möglich ist, weiche ich auf Uhu-Hart aus - und mache dann Pause, bis es weitergehen kann. Die unteren Arkaden haben jetzt ihre Pfeiler bekommen, mit denen ich auch gleich die Ansätze kaschieren kann. Oben werde ich das mit der schon zitierten Zank-Spachtelmasse tun. Die farbliche Anpassung erfolgt danach. Ob ich die offenen Bögen in der Mitte lasse, weiß ich noch nicht. Sie könnten mein Fenster zum Schattenbahnhof sein, sind natürlich nicht vorbildgerecht. Aber vielleicht fällt letzteres ja gar nicht ins Auge. Mal sehen, wie es wirkt wenn alles auch farblich stimmig ist.
Gespachtelt und...
Bemalung, die Erste!
...und die Zweite!
Aber eigentlich steht noch immer der Hochbau im Vordergrund. Nur dauert es eben ein wenig, bis alle nötigen Bauteile vor Ort sind. Das ist im 1:87-Land genau so wie zur Zeit in der großen Realität. Nun hat zwar die Ever Given und ihre folgenschwere Havarie im Suez-Kanal weltweit fast für einen Zusammenbruch der Logistik gesorgt, aber sie hat sicher nichts mit einzelnen Lieferproblemen von Auhagen zu tun. Die produzieren ausschließlich in Deutschland.
Aber über die Feiertage und den Jahreswechsel ist eben alles ein wenig zäh geworden. Wer das System nicht kennt: es gibt Wände, Giebel, diverse Spezialausführungen iun Ziegelrot, Ziegelgelb und mit verputzen Wänden, die Ziegelausführungen jeweils in einer Version mit oder ohne durchlaufendes Zahnfries. Und immer wieder muss man konkret schauen: was an Teilen fehlt genau, welche müssen bestellt werden - und dann heißt es warten...
Da es unterschiedliche Fenster, Türen und Tore gibt kommt am Ende ein nahezu unüberschaubares Sortiment heraus, aus dem wirklich (fast) alles komponiert werden kann. Natürlich erkennt man an den Gebäuden die Handschrift, aber in der Realität war es nicht anders: lange Güterhallen, Speicher, Umladestationen waren schon immer vor Ort in ähnlicher Architektur entstanden. Architekten haben sich immer schon aus einem ähnlich strukturierten Angebot an Ideen bedient. Dazu gehört bei Auhagen natürlich ein riesiges Sortiment an Zubehör, von der Dachrinne bis hin zu Lüftern, Laderampen, Dächern, Treppen usw. usw.
Besonders toll: die Gebäude sind durch die normierten Bauteile schnell auch exotischen Platzangeboten anzupassen. So soll bei mir ja ein großer Speicher entstehen, dazu die Güterschuppenzeile als Halbrelief an einer langen Rampe. Mit den Auhagen-Bauteilen kein Problem. Ist es die lange handwerkliche Tradition im Erzgebirge, die für ein solch geniales Baukastensystem gesorgt hat? Keine Ahnung, ich finde es jedenfalls großartig, und wenn man sich erst einmal in das System hineingedacht hat, öffnen sich nahezu ungeahnte Möglichkeiten.
Und das sieht doch schon mal vielversprechend aus, oder? Nach links geht es bald weiter, sobald die nächste Baustoff-Lieferung hier eintrifft...