Räder und Achsen des Bösen...
Ein extrem wichtiges Kapitel in drei Akten:
1. Mangelhafte Stromabnahme > Herstellerkritik - sie wissen nicht, was sie tun...
2. Reinigung der Gleise > Es saugt und bläst der Heinzelmann...
3. Reinigung der Räder und Schleifkontakte > HIER
Wenn Gleise und Weichen sauber sind, bleibt als Fehlerquelle bei schlechter Stromaufnahme nur noch die Sauberkeit der Räder und der stromabnehmenden Schleifer und Schleifkontakte. Denn in der gesamten Kette der Stromführung vom Gleis bis zum Decoder oder Motor gibt es mehrere Stellen, an denen sich Schmutz ablagern kann. Aber natürlich ist es auch manchmal Materialermüdung, denn wenn die Hersteller hauchdünnes Messingblech zur Stromabnahme von den Rädern verbauen, kann es durchaus sein, dass irgendwann die Spannung aus diesem Blech heraus ist und es nicht mehr stark genug auf den Radkranz drückt.
Sobald ein Fahrzeug in Timmerbruch irgendwann stottert, kommt es sofort in das Ausbesserungswerk, ab in die Schaumstoffmulde und wird dann bei nächster Gelegenheit gereinigt. Der Fahrdienstleiter muss halt sehen, wie er damit klar kommt, schmutzige Loks haben auf einer Anlage nichts zu suchen, weil sie ihren Dreck nur verteilen. Da bin ich ganz konsequent.
Hochbetrieb im Ausbesserungswerk - die hat der Dreck erwischt - Triebwagentag
Zum täglichen Brot gehört sicher das Reinigen der Räder, dabei ist besonders der Spurkranz und die Lauffläche betroffen. Hier kann schnell geholfen werden. Loks auf den Kopf in eine Art Lockliege (eine Schaumstoffmulde), ein Stück Gleis mit Anschluss auf die Räder gelegt und schon drehen sich die Antriebs-Räder. Mit einem Tupfer wird dann die Lauffläche, der Spurkranz und die dazwischen liegende Spurkranzflanke wieder sauber. Ich nehme dazu Isopropanol und verschiedene Tupfer. Q-Tips sind möglich, aber man muss aufpassen, dass nicht Fasern abgerieben und in die Lok gezogen werden. Bei Schaumstofftupfern ist vorher ein Test mit dem verwendeten Lösungsmittel wichtig - könnte ja sein, dass sich das Material auflöst und der Schmier dann für richtige Probleme sorgt. Das polare Iso löst nach meinen Erfahrungen den Dreck besser als Waschbenzin, oft mit den spitzen Einmaltupfern auch durch die Ecke, die die Lauffläche mit dem Spurkranz bildet. Die letzte Runde allerdings mache ich immer mit dem unpolaren Waschbenzin. Ob sich das wirklich lohnt - keine Ahnung! Aber ich gebe viel auf die Erfahrung von den Menschen, die sich professionell mit Kontakten und Kontaktpflege befassen. Und die schwören eben alle auf unpolare Lösungsmittel.
Wird der Strom durch Schleifer von der Radrückseite abgenommen, ist auch eine Reinigung der Rückseite schnell mitgemacht. Die Räder der Laufachsen drehe ich von Hand, auch kein großes Ding. Ich reinige übrigens auch die Haftreifen. Zur Stromaufnahme sind sie nicht wirklich geeignet, allenfalls die Spurkranzflanke leitet manchmal den Strom vom Gleis in das Rad, aber sie sollen ihren Dreck nicht auf der gesamten Gleisanlage verteilen. BTW: schaut mal im Drogeriemarkt nach Interdental-Reinigern, diese Mini-Bürsten sind bestens geeignet für enge Räume, damit kommt man nicht nur in kleinste Zahnzwischenräume, sie gelangen auch bequem in Herzstücke, zwischen Schiene und Radlenker. Und Kunststoff-Zahnstocher sind so spitz - die helfen mir oft bei kitzeligen Montagearbeiten - und natürlich auch bei der Demontage...
Eine ganze Stunde kalkuliere ich für meine Triebfahrzeuge - und jede Menge Q-Tips...
Bei einer echten Grundreinigung, bei mir kombiniert mit Öl und Fett (MINIMALMENGEN!!!) für Getriebe und diverse Lager, kommt man auch an die Schleifer heran. Hier sammelt sich oft ein Gewölle aus Staub und feinem Schmutz, so eine Art Mini-Wollmäuse. Zwischendurch sprühe ich daher auch einfach einen Reiniger in den Zwischenraum, dazu nutze ich Tuner 600. Mit der Substanz habe ich früher Video-Köpfe in Kameras und Standgeräten gesäubert, es ist gemacht "für die Kontaktpflege in hochempfindlicher Umgebung", bisher hatte das keine nachteiligen Konsequenzen auf andere sensible Teile der Loks. Das sollte natürlich immer im Blick bleiben, wäre ja schlimm, wenn die Reinigungslösung das Rot der Speichenräder einer Dampflok mit der Zeit ablösen würde. Ja, und danach geht die Lok dann wieder auf die Schiene, auf dass die Räder rollen! Der Fahrdienstleiter wird jubeln. Die Wagenräder ALLER Wagen, die nicht der Stromabnahme dienen, reinige ich seit einiger Zeit mit Isopropanol, eine Nachreinigung mit Waschbenzin ist entbehrlich, da es hier keine Mikroblitze gibt. Ich lege dazu ein Stück Flexgleis auf eine unempfindliche Oberfläche, ein glattes Stück Baumwolltuch darüber und sprühe das alles satt mit Isopropanol ein. Und anschließend rolle ich die Wagen über dieses abgedeckte Gleis. Man kann den Stoff dann und wann etwas vorziehen, um wieder eine saubere Stelle als Auflage zu haben. Links im Iso-Teil mehrmals hin und her, dann weiter rechts auf einem trockenen Stück. Aufpassen, dass man sich nicht beim Aufgleisen die Finger mit Iso benetzt und damit anschließend die Modelle anfasst. Manche Farben nehmen das übel, sie sind in Isopropanol löslich. Und wichtig: draußen an der frischen Luft arbeiten!!!
Und wer jetzt etwas verstört ob der Radpflege bei normalen Wagen ist: so sieht das Tuch nach etwa 50 Wagen aus! Die schwärzesten Spuren stammen übrigens von fast fabrikneuen Wagen, die kaum auf der Anlage gelaufen sind. Ab jetzt werden konsequent die Räder aller neuen Wagen vor dem Einsatz gereinigt. Da hatte ich ja schon mal an einem BRAWA-Steuerwagen eine überraschende Entdeckung gemacht, kann man HIER im unteren Teil nachlesen.
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