Das Bautagebuch - der Sommer ist da - Juni Teil II

Jetzt wieder Gelände, Styrodurschnipsel überall, Gipsflecken - SAUEREI ohne Ende! Eigentlich wollte ich dieses gekaufte Tunnelportal, ein Scheunentor - tierisch breit und tierisch hoch, weil für Oberleitungsstrecken - an anderer Stelle einsetzen, da passte es dann aber gar nicht. Nun habe ich es etwas kastriert, sprich: in der Höhe reduziert und hier an der östlichen Bahnhofsausfahrt eingebaut. Da ist die größere Breite willkommen, weil die Ausfahrt in Teilen im Weichenbogen liegt.

Das Stück unmittelbar hinter der Tunneleinfahrt liegt so ungünstig, dass ich es nicht von der Seite erreichen kann. Aber hier muss ich irgendwie drankommen, könnte ja mal ein ernsthaftes Problem auftauchen. Ich habe überall darauf geachtet, möglichst gute Zugänge zu jedem Zentimeter Strecke zu haben. Hier habe ich die beiden Abstellgleise davor auf einer herausnehmbaren Platte befestigt, die soll mir nicht nur den Zugang erlauben, die soll auch noch das große Loch verbergen.

Irgendwie so...

Im Westen nichts Neues? Doch! Auch hier ist der Tunnel fertig. Die Hintergrundkulisse habe ich durch Alufolie vor dem Schwitzwasser des aushärtenden Gipses geschützt. Nun wird gemalt...

...und da es sich um so etwas wie Buntsandstein handeln soll, ist zunächt Burnt Umbra gefragt. Eine einfache und preiswerte Acrylfarbe, mit etwas Spülmittel und viel Wasser verdünnt. Ein Hauch Weiß nimmt der Farbe den roten Stich, dadurch drängt sie sich sonst gerne in den Vordergrund. Mit einer Spur Gelb habe ich sie zudem etwas wärmer gemacht. Und dann in dicken Tupfen aufgetragen. Nicht überall aber fast. Läuft auch in Zwischenräume und Spalten. Wenn sie dünn genug ist.

Mit Grau, ebenfalls extra-dünn und spülgemittelt, kommt der nächste Ton auf den Fels. Auch wieder hier und da und fast überall, aber eben nur fast.

Dann wird die Edle-Tropfen-in-Nuss-Palette aktiviert, die kennt ihr schon. Mit Blau, Grün, Gelb und Schwarz mische und male ich auf dem Fels nass in nass. Zwischendurch mal wieder graues Wasser, alles in allem entsteht so der berühmte Bunte aus Timmerbruch, ein Stein, der hier im Timmer-Land an fast allen Kirchen und anderen Gebäuden zu finden ist :-) Früher einer DER Exportschlager der Region, viele alte Steinbrüche sind Zeugnisse dieser Epoche.

Man sieht es kaum und so richtig gut fotografieren lässt es sich auch nicht: nun ist auch trockengebürstet. Also mit ganz ausgestrichenem Pinsel über die Kanten.

Ich habe mal gelesen, dass man dazu seinen besten Pinsel nehmen soll. Gute Ergebnisse erziele ich mit einem Cent-Artikel. Keine Ahnung, wie dieser dicke Oschi aus einem großen Schmink-Set für ein paar Euro heißt, aber der ist großartig. Man muss halt die Farbe nur ganz, wirklich GANZ ausstreichen, dazu ist eine gute saugfähige Pappe bestens geeignet. Vorn kann man das ein bisschen sehen, der Effekt ist in Natura großartig! Hier sind wir im Osten des Bahnhofes und das riesige Loch drängt sich schon wieder in den Vordergrund. Ich will mal kurz das fehlende Stück holen und einsetzen...

...und dann sieht die Situation so aus. Nix mehr zu sehen von der Inspektionsöffnung. Ist natürlich eine üble Fummelei und es kostet viel Gehirnschmalz, diese Trennung so zu gestalten, dass sich die Platte inklusive Landschaft einfach "einschwimmen" lässt, andererseits aber keinerlei Lücken zu sehen sind.

Das ist der Blick vom Stellpult aus. Ich denke, wenn da erst mal Erde und Gras "drüber gewachsen ist" kann man die Trennstelle nicht mehr sehen.

Blick auf den Schorveskopf, eine prominente Felsformation oberhalb des Tunnels. Den Namen habe ich geklaut, in Dortmund gibt es einen solchen Hügel (188m über NN) - und der ist mir aus meiner Zeit als Jogger bestens bekannt. Samstags sind wir damals mit der Viermärker Waldlaufgemeinschaft gelaufen, eine große Gruppe, ich glaube es waren 20 Kilometer - und da ging es immer rauf zum Schorveskopf, jedes Mal wieder eine Prüfung, Fuß vor Fuß, alle schwitzend, schwer atmend, mehr ging bei der Steigung nicht. Aber man kam immer oben an, prägende Erfahrung. Darum wird er hier besonders geehrt mit einem Namen in Timmerbruch, der Schorveskopf. Ich habe übrigens kein Problem damit, dass eine solche Kombination von Steinstruktur und Farbe vielleicht in der Natur so nicht anzutreffen ist. Ich baue ja kein Felsenmuseum, das sind für mich alles nur Kulissen für die Modellbahn, damit sie in einer Landschaft fährt, die so oder so ähnlich aussehen könnte. Mehr nicht. Und ich finde, solche Felsformationen, diese durch das Auftragen der Gipsmasse entstandene Struktur KÖNNTE es auch in Natura geben, KÖNNTE - ob es sie wirklich gibt, ist mir ziemlich wurscht. Ich finde, es sieht jetzt schon gut aus. Die Betonwand hat einen abbekommen, keine Ahnung wann, jedenfalls habe ich den Riss vor ein paar Tagen entdeckt. Wahrscheinlich wird da Efeu wachsen, sich gesammeltes Regenwasser Wasser aus der Spalte holen und in kurzer Zeit ist das alles bewachsen (und man sieht nichts mehr von dem Riss). Lassen wir also erst einmal die Vegetation zum Zuge kommen....

Die ersten Gräser sprießen. Das übliche Prozedere: erst entsteht der Boden in mehreren Durchgängen, dann werden die Fasern "aufgeschossen", auch das in mehreren Durchgängen und zuletzt ein Hauch an Blüten hier und da. Den Abschluss bildet der berühmte "Scenic Cement" von Woodland, ein dünnflüssiger Kleber, der matt auftrocknet und alles fixiert. Alternativ nutze ich auch Matte Medium von Liquitex, alles die gleiche Suppe auf Acrylbasis.

Zwischendurch schnell die Montage der Lichtsignale - Löcher bohren, alles testen, dann kommen sie in die Waagerechte, denn endgültig montiert werden sie erst, wenn sie auch elektrisch einwendfrei funktionieren. Und solange der Hintergrund noch nicht hängt, sind mir die filigranen (und teuren) Stücke doch etwas zu gefährdet auf der Baustelle. Und der Hintergrund kann erst kommen, wenn die Sauerei des Grasklebens beendet ist.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Die Lichtsignale sind von Viessmann, leider können sie nicht schön auf einer Linie stehen und das hintere muss sogar auf die "falsche" Seite - aber diese Probleme hat das große Vorbild ja auch. Eine wichtige Vorgabe der Signalordnung jedenfalls ist eingehalten: der Lokführer eines einfahrenden Zuges muss schon bei der Einfahrt, auch wenn der Bahnhof in einer Kurve liegt (wie Timmerbruch), die Ausfahrsignale eindeutig zuordnen können. Habe ich gerade aus der Lokführerposition überprüft - klappt!


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Viessmann - ich finde die Produkte dieser Firma wirklich große Klasse. Die Signale - einfach toll. Genial auch die Antriebstechnik der Formsignale: der Motor ist in einem zylindrischen Gehäuse verbaut, eine Bohrung auf der Platte reicht und das Signal ist installiert. Aber ich frage mich, was die Ingenieure geraucht hatten, als sie das Vorsignal konstruierten. Denn hier ist ein quadratischer Ausschnitt nötig! QUADRATISCH! Total bescheuert! Statt einer einfachen Bohrung muss man hier mit Säge (wer hat eine so kleine Holz-Säge) und Feile (wer hat eine so kleine Holz-Feile) zu Werke gehen. Erschwerend an diesem konkreten Ort: es musste nicht nur die 10mm Platte durchsägt werden, direkt darunter waren weitere 10mm einer Unterkonstruktion zu durchtrennen. Ich muss nicht hinzufügen, dass es sich hier um harte Buchen-Sperrholzplatten handelt. Ich hätte diesen Ausschnitt ganz zu Beginn sägen müssen, noch vor dem Legen der Gleise, dann wäre das mit adäquatem Werkzeug möglich gewesen - aber der genaue Standort hat sich ja erst zuletzt herausgestellt.

Natürlich schafft man das, und die hier noch sichtbaren Lücken der provisorisch eingesteckten Signale sind später nicht mehr sichtbar. ABER: was soll dieser Aufwand? Eine ziemlich blöde Arbeit an einer Stelle mit nur beschränktem Zugang und mit völlig ungeeignetem Werkzeug, denn in dieser Dimension muss man notgedrungen auf die vorhandenen Metallfeilen zurückgreifen, die in Holz natürlich nicht wirklich effektiv arbeiten können. Zum Sägen habe ich ein einzelnes Sägeblatt genutzt, die Finger geschützt durch einen darum gewickelten Lappen - alles nicht wirklich optimal. Ich kann ja hier nicht mit der elektrischen Stichsäge hantieren, absolut kein Platz. Egal, nun ist der Ausschnitt fertig! Noch stehen sie krumm und schief, das wird sich in Kürze ändern, aber erst muss die Funktion überprüft werden - und dazu ist zunächst der elektrische Anschluss fällig.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Hier musste ich basteln, Lichtsignale in Körben, so wie sie bei solchen Überwerfungen zu finden sind, gibt es nur in einer Viessmann-typischen Spezialversion, Multiplex-Signale, da ist für jedes Signal ein besondere Steuergerät nötig. Passt nicht zu meiner Elektrik. Also habe ich ein normales Signal VORSICHTIG zersägt und daraus einen solchen Korb gebaut und an der Betonwand befestigt. Auch das hier nur provisorisch, auch hier warte ich mit der endgültigen Befestigung bis zur vollen Funktionsfähigkeit. Und das Bohrmehl muss ich auch noch wegsaugen ;-)


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert! Dafür mit Bohrmehl!

Bahnsteiglampen - auch die habe ich bereits montiert und angeschlossen. Aber auch die noch locker eingesteckt, während der Montage des Hintergrundes werden die Leuchten auch dem Bahnsteig liegen, damit ihnen nichts passiert. Die ganze Baustellenlogistik ist nicht ohne, wie im richtigen Leben, nur eben im Maßstab 1:87....


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Und nun zum Hintergrund - erster Test - schwierig hier: da das Bahnhofsgebäude nur im Halbrelief entstehen kann und das auch nur 4cm tief, muss der Hintergrund hier dazu passen. Also ein Hin- und Hergeschiebe, da ja auch die Ansätze an Stellen sein müssen, an denen sie gut getarnt werden können. Und: das blöde Copy-Center hat eine Datei zweimal ausgedruckt, nett von ihnen, dafür aber eine andere gar nicht, und die fehlt nun. Aber: passt auch so!

Warten auf Godot? Nee, die Grafik ist inzwischen auf beschichtete Spanplatten geklebt und wartet im Wohnzimmer trocknend abgestellt auf den Einsatz. Die Oberfläche der Platten habe ich mit grobem Schleifpapier angerauht. Spezialkleister für schwere Tapeten sorgt für sicheren Halt, das habe ich ja vorher getestet. Und ich bin soooo was von gespannt, wie das ausehen wird, ich kann es kaum erwarten. Aber erst muss die Sauerei auf dem Gelände ein Ende finden, dann wird noch einmal mit dem großen Sauer gesaugt, die Schienen sorgfältig von allem gereinigt, was sich da an Schmutz und Fasern und Leim verirrt hat - und dann...

...ist alles bereit zum Einschwimmen des Hintergrundes. Zwei Meter lang ist das Hauptstück, 18mm Span, ganz schön schwer und sperrig und noch dazu kann ich es nicht in einem Satz montieren. Ich muss es vielmehr - vorn auf einem Hocker stehend - über die Anlage hinwegheben und hinten auf vorbereitete Auflagen setzen. Da kann es dann keinen Schaden mehr anrichten. Anschließend kommt dann...

...die endgültige Montage, für die ich unter der Anlage durchtauchen und im Ausschnitt hinter der Kulisse stehen muss. Schwierige Kiste das alles. Aber es klappt ohne dass es Blessuren an Kulisse und Landschaft gibt! Die beiden anderen Teile sind klein und handlich. Zuletzt noch eine obere Abschlussleiste montieren - FERTIG! Ich glaube es kaum, noch im Juni, auf den letzten Drücker.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Die östliche Seite.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Blick auf die Westseite mit Stellwerk Tbf - hier sitzt der Fahrdienstleiter, daher das "f" hinter der Abkürzung für Timmerbruch.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Man sieht so gut wie nichts - obwohl hier die herausnehmbare Platte mitten im Blickfeld liegt. Die Trennungsfuge vorn wird noch verschwinden, zumal da der Lokschuppen vorsteht.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Und hier ist die Kehrseite der Medaille: dahinter liegt mein Ausbesserungswerk: Programmiergleis, Unterlagen, Hilfsmittel. AW Timmerbruch, hinter dem rechten Hintergrundteil. Gerade ist der ETA 170 eingefahren, wohl Hauptuntersuchung...

Jetzt muss das Bahnhofsgebäude gebaut werden, damit hier Betrieb auf den Bahnsteig kommt. Auf jeden Fall war der Juni ein erfolgreicher Monat, ich hätte nicht gedacht, dass ich es bis zur Montage der Hintergrundkulisse schaffe.


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

Vor allem: jetzt muss das Putztuch wirbeln und dann kann ich endlich mal wieder fahren, hier in Timmerbruch!


Signale, Lampen, Gebäude noch nicht lotrecht montiert!

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