Elektrisierend - diese Elektrische Eisenbahn
- Das Bautagebuch im September 2022 -

Eigentlich kann niemand ermessen, was dieses Signalbild für mich bedeutet, denn jetzt wächst an dieser Stelle zusammen, was seit zwei Jahren gebaut wurde! Hier am Ausfahrsignal P1 zeigt sich im Prinzip das Funktionieren aller Schaltungen. Kurzfassung: wenn hier alle Signalbilder richtig gezeigt werden, waren sämtliche Vorüberlegungen, Planungen und Schaltungskonstruktionen sowie deren Aufbau (und einige habe ich vor zwei Jahren schon im 1. Bauabschnitt fertig stellen müssen, ohne sie konkret überprüfen zu können) richtig! Alles funktioniert, alle Räder greifen ineinander! Wunderbar! Darauf habe ich abends dann eine Flasche Prickelwasser geöffnet!

Für das geneigte Fachpublikum: Das Signal kann Hp0, Hp1 und Hp2 zeigen, natürlich auch Sh0 und Sh1. Und das Vorsignal zeigt in Abhängigkeit von der Stellung von Bk6, des nächsten Blocksignals, Vr0, Vr1 und Vr2. Und ob Bk6 selbst nun Hp1 oder Hp2 zeigt, hängt wiederum von der Stellung folgenden Weiche ab. Natürlich erlischt das Vorsignal an P1, sobald Hp0 erscheint.

ES FUNKTIONIERT! HURRA!!!

Denn inzwischen habe ich auch die "große Platine" mit den 14 Relais für meine Ausfahrsignale an die Anlage angeschlossen. Die Kabel laufen in den unteren Kabelkanal...

...und von da habe ich sie weiter gezogen bis zur zentralen Verteilung. Die praktischen Kabelkänäle, die ich anfangs verwendet habe - oben sieht man einen Teil im Bild, wären hier an mehreren Stellen klasse gewesen, doch sie sind derzeit nicht zu einem akzeptablen Preis zu bekommen. Aber aufgebohrte Standard-Kanäle tun es auch.

Bei solchen Aufgaben - Verbindung vieler Anschlüsse quer durch die Anlage durch Kabelkanäle, um Ecken und Kanten verwende ich gerne Vielfachkabel. Dann ist das Verlegen einfacher und man hat weniger Arbeit, sich durch die vielen Engstellen und Schikanen zu quälen. Allerdings kaufe ich dafür einfach Einzel-Kabel in verschiedenen Farben und ziehe diese gemeinsam durch. Die Kabelrollen hatte ich anfangs schön geordnet auf einem Holzstab (der früher mal einer Kinderangel als Ausleger diente) aufgereiht, doch beim ständigen Ziehen stellte sich dann heraus, dass einzelne Kabel doch schnell von der Rolle sprangen, sich um die Achse wickelten und alles stand. Dabei wollte ich doch so gerne ordentlich sein. Folge dieser Erfahrung: die Rollen liegen einfach alle zusammen wild durcheinander in einer Kiste...

...und die Kabel werden dann von dort langsam herausgezogen. Das rumpelt oft gewaltig wenn eine Rolle über eine andere purzelt, klappt aber wunderbar. Merke: nicht immer geht es am besten, wenn´s richtig ordentlich ist. Manchmal ist das Chaos einfach erfolgreicher. Im oberen Bild übrigens auch zu sehen: mein Knieschoner. Sobald ich unter die Anlage muss, werden meine empfindlichen Kniegelenke sanft gebettet. Denn dieses komplexe Gelenksystem meldet sich altersbedingt dann und wann durch heftige Schmerzen, also wird es konsequent geschützt. Die Unterlage ist Teil einer ersetzten Matratze, also bester Schaumstoff. Die Schlafunterlage habe ich nach Ende ihrer Dienstzeit in breite Streifen geschnitten und benutze diese überall dort, wo ich auf die Knie muss. Mit den anschnallbaren Teilen aus dem Baumarkt konnte ich mich nie anfreunden, das Gummiband kniff immer in der Kniekehle - so ist es viel einfacher. Nutze ich übrigens auch im Garten. Wenn die dann nass und unansehnlich sind, geht´s bei der nächsten Fuhre mit zum Recyclinghof. Ich bin aus ökologischen Gründen sehr dafür, dass Gebrauchsgegenstände ein zweites (und manchmal auch ein drittes) Leben haben.

Der September ist anfangs geprägt durch die Lötpistole. Denn nun - alles steht, alles ist angeschlossen - muss das Stellpult mit der Anlage verbunden werden. Aus Platzgründen soll dieses als externes Bauteil unter der Anlage auf seine jeweilige Nutzung warten, ist also durch ein ausreichend langes Kabel mit dem Rest der Welt verbunden. Hier sieht man die Nabelschnur im Anfangsstadium. Da wir hier über mehr als einhundert Kabel sprechen, habe ich von der Verwendung von Mehrfachsteckern abgesehen und mich für eine feste Kabelverbindung entschieden. Von der zentralen Lötleiste geht es hier direkt unter den Stelltisch....

...und dort werden die Kabel mit identischer Belegung wiederum angelötet. Die Kabellänge reicht aus, um das gesamte Stellpult bei Betriebsruhe unter die Anlage zu schieben, es aber auch vor der Anlage variabel zu platzieren.

Ja, inzwischen ist er in der Mache, hier als Schweizer Käse mit unzähligen Löchern versehen: der Stelltisch für den Bahnhof.

Schalter und Fassungen für die LEDs sind im nächsten Schritt auch schon montiert und der Blick auf die Rückseite zeigt...

...dass an dieser Stelle noch eine Unmenge an Arbeit wartet. Um die Hundert LEDs sind miteinander und untereinander und überhaupt zu verkabeln, dazu über 50 Schalter und Taster. Fummelige Arbeit, natürlich viel zu wenig Platz, das wird tricky.

Und nun heißt es löten! Eine zeitaufwändige Arbeit, langweilig dazu. Spannung kommt nur auf, wenn etwas nicht so funktioniert wie geplant. Wenn Fehler gesucht werden müssen. Und die passieren natürlich. Anschlüsse verwechselt, kalte Lötstellen produziert - es gibt sooo schrecklich viele Möglichkeiten, eine excellente Planung durch unkonzentriertes "in die Tat umsetzen" zu torpedieren. Aber irgendwie wächst man ja mit jedem Problem, das erfolgreich gelöst wird. Und das wurden sie bisher alle, die Probleme...

Mein Albtraum ist natürlich, dass ich einen saftigen Kurzschluss produziere, einen derartig katastrophalen Crash, dass am Ende die Leuchtdioden Schaden nehmen und die ganze Arbeit für die Katz´ war. So etwas kann ja auch durch ein liegen gelassenes Werkzeug verursacht werden, durch einen unglücklich liegenden Kabelrest - alles ist möglich. Toi toi toi - bis jetzt ging das immer gut. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde. Alles noch einmal machen? Eine wirklich schauerliche Vorstellung...

Ich bin da gebranntes Kind. Einmal, gerade zu Gast bei einem Kollegen an Bord, wollte dieser eine neue Batterie anklemmen. Und ich sage noch: Vorsicht mit dem Schraubenschlüssel - da war es schon passiert. Durch eine unvorsichtige Bewegung schloss der Schlüssel die Batterie kurz, es knallte, stank gewaltig und geistesgegenwäritg konnte der erschrockene Skipper das Werkzeug noch mit einem 2. Schlüssel in der anderen Hand wegschleudern. Sekunden später wäre es festgeschweißt auf den Polen gewesen - Katastrophe. So blieb eine stinkende Brandmarkierung auf dem Sperrholz - der Schlüssel war so heiß, dass er sich richtig ins Holz gebrannt hatte. Nach ein paar kurzen Sekunden. Also aufpassen, wohin man das Werkzeug legt, wenn man zur Kontrolle mal kurz Spannung braucht.

Zwischendurch suche ich "zur Entspannung" ein wenig Abwechslung: hier ist gerade die Platte am Bw herausgenommen - ich habe nach dem Ende der Kleberei und nach dem das Gelände fixiert ist, eine Grundreinigung angesetzt. Saugen und Schienen putzen. Es gibt immer noch Stellen, auf denen es sich Farbreste vom Schottern gemütlich gemacht haben, kleine Kleckse vom Graskleber - die ganze Palette der möglichen Verunreinigungen. Jetzt rücke ich ihnen mit Ruhe und mit viel Geduld (und Brennspiritus und Isopropanol) zu Leibe. Wobei: Geduld? Eigentlich habe ich die nicht, ich will endlich mit der Löterei zu Potte kommen.

Trotzdem geht´s auch hier weiter: Stellwerk Tbf ist inzwischen belebt und beleuchtet, auch das geht besser, wenn die Platte am Bw nicht stört und ich an die Örtlichkeit auf Tuchfühlung herankomme.

Und da muss ich dran: das Bahnhofsgebäude wächst langsam und die strahlend weißen Fenster sind mir viel zu "sauber" - wie hieß es früher in der Werbung so schön "Das weißeste Weiß meines Lebens". Da muss es auf jeden Fall noch einen Arbeitsgang mit ordentlich Dreck geben. Auch die Mauern zwischen den Gebäuden sind noch nicht geklebt. Aber in Arbeit, kommt, alles zu seiner Zeit.

Links soll so etwas wie eine Expressgutabfertigung entstehen, dann ein Stück Mauer mit Tor, im Anschluss folgt das Bahnhogsgebäude mit fünf Bauteilen und dann steht rechts das Bahnhofshotel, im Stil passend aber etwas heruntergekommen (Zimmer können auch stundenweise gemietet werden).

Zwei Tage später - Dächer noch "fabrikneu" und teilweise sind die Gebäude auch noch unbedacht, außerdem fehlen rechts am Bahnhofshotel noch ein paar Mauern - aber so in etwa wird er aussehen, der Bahnhof Timmerbruch.

Die nächste "Platine" ist in Arbeit. Die vier Ausfahrsignale N1 bis N4 mit Sperrsignal sowie zwei Gleisperrsignale wobei eines in Abhängigkeit des Ausfahrsignals steht. Also wieder etwas Schaltungsaufwand, der eine eigene "Platine" rechtfertigt. Zehn Relais brauche ich zur Ansteuerung von sechs Signalen, die ich nun sehr schön am Schreibtisch vorverdrahten kann.

Da über Masse geschaltet wird, kommt zunächst eine Lokalrunde Plus.

Und dann der schäbige Rest. Gemütliche Löterei unter dem Absaugtrichter, gute Musik liefert die JBL-EXtreme 2-Box vom Computer. Heute sind es die Stones, gerade läuft Under My Thumb - das waren Zeiten, aber die alten Herren touren ja immer noch, Konzerte mit Wahnsinnspreisen...

So langsam wird´s voll...

...und voller. Die Hantelscheibe unten links übrigens ist Teil meiner Beleuchtung: zwei lange LED-Leuchten mit Magnetfuß wechseln sich hier bei der intensiven Bestrahlung des Tatortes ab. Eine wird immer gerade geladen, die andere muss arbeiten. Gutes Licht ist alles!

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